Philosophische Aspekte der Digitalisierungsdebatte – Ethik der Algorithmen

Ein Vortrag im Rahmen des 2.Symposiums Informatisches Lernen zum Verstehen der digitalen Medienwelt an der Bergischen Universität Wuppertal
am 1. Februar 2019

Philosophische Aspekte der Digitalisierungsdebatte – Ethik der Algorithmen

Die hier entwickelte Perspektive auf die Digitalisierungsdebatte zielt darauf hin, das Ethos des algorithmischen Denkens und Handelns aufzuspüren. Ausgangspunkt ist die These, dass es nicht ausreicht den Algorithmenbegriff nur vor dem Hintergrund des Computerzeitalters zu betrachten. Vielmehr gilt es, innerhalb der Allgemeinbildung, ebenso die historischen Wurzeln der Algorithmik freizulegen und die grundlegenden Motive, Probleme und Bedingungen der Digitalisierung zu sedimentieren, um die verschiedenen Ebenen der aktuellen Problemlage zu durchdringen.

Welche Sinndimensionen verbergen sich hinter dem Mythos Algorithmus? Was bedeutet Digitalität? Welche Rolle spielen diese Begrifflichkeiten für unser Welt-, Selbst- und Fremdverständnis und inwiefern verstellt der gegenwärtige Fokus auf die maschinelle Funktionsweise von Algorithmen den fächerübergreifenden Blick und das Verständnis von der Wichtigkeit eines umfassenden Bildungsauftrags?

Algorithmen existieren – in mehr oder weniger präziser Form – mindestens schon so lange, wie es menschliche Sprachen gibt. Auch die Auslagerung von Algorithmen auf künstliche Artefakte lässt sich – ebenso wie die Vision von der (digitalen) Vermessung der Welt – über viele tausend Jahre zurückverfolgen und ist somit ein elementarer Bestandteil menschlichen Denkens und Handelns. Auf dieser grundlegenden Ebene soll der historische Prozess der Algorithmisierung und Digitalisierung bis in unsere Gegenwart skizziert werden. Die moderne Form der Digitalisierung, so wie sie uns heute im Rahmen der allumfassenden Vernetzung, der Debatte über Künstliche Intelligenz und Big Data gegenübertritt, bildet nur einen vorläufigen Endpunkt für die informatische Bildung und Forschung. Neue Technologien werden unsere Welt in den nächsten dreißig bis vierzig Jahren erneut gewaltig verändern.

Für die Gestaltung einer modernen digitalen Gesellschaft erfordert das Momentum ein sinnstiftendes Narrativ, welches den damit verbundenen Herausforderungen gerecht werden kann. Denn Menschen verstehen die Welt weniger durch Zahlen, Daten und Statistiken, als vielmehr durch eine Systematisierung der Geschichte. Erst vor einer solchen Hintergrundfolie lassen sich Fragen nach dem „Warum“ der informatischen Bildung gemeinschaftlich verhandeln und gesellschaftliche Orientierungsdirektiven für die Gestaltung unserer Zukunft ableiten.


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